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Inflation? Eher Deflation!

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Die europäische Inflation war damit im vergangenen Monat so niedrig wie bereits seit Anfang 2010 nicht mehr. Die Teuerungsraten vieler europäischer Länder bleiben deutlich unter den Vorgaben der Europäischen Gemeinschaft, welche die wirtschaftlich „optimale Inflation“ mit 1,6 bis zwei Prozent beziffert. Ökonomen sorgen sich derzeit eher darum, dass sich in einigen EU-Ländern bereits eine mehr oder weniger starke Deflation abzeichnet. 

Deflation in Griechenland, nur schwache Inflation in vielen Euro-Ländern

„Offiziell“ angekommen ist die Deflation allerdings bisher nur in Griechenland. Im August 2013 waren die Preise dort um ein Prozent gefallen. Irland hatte im selben Monat keine Inflation. Bei vier weiteren Euro-Ländern, darunter Frankreich, lagen die Inflationsraten bei maximal einem Prozent. Experten weisen darauf hin, dass sich möglicherweise bereits mehr EU-Staaten in der Deflation befinden als durch die Statistik ausgewiesen wird. In einigen Ländern hätten beispielsweise Steuererhöhungen die Inflationsdaten verzerrt. Über zwei Prozent lag die Inflation im August übrigens nur in zwei Euro-Ländern. In Deutschland war die Angst vor einer steigenden Inflation jedoch gerade im Vorfeld der Bundestagswahl ein Politikum. Die Euro-kritische „Alternative für Deutschland“ zog sogar explizit mit dem Inflationsargument in den Wahlkampf und war damit recht erfolgreich, auch wenn sie am Ende den Einzug in den Bundestag knapp verfehlte.

Die volkswirtschaftlichen Risiken einer Deflation werden hierzulande jedoch noch fast völlig übersehen. Sinkende Preise erfreuen zwar kurzfristig die Verbraucher, sind jedoch auf längere Sicht für eine Volkswirtschaft fatal. Mit der Deflation setzt eine Abwärtsspirale ein: Konsumenten verschieben größere Anschaffungen in der Hoffnung auf noch niedrigere Preise in die Zukunft. Der Umsatz von Unternehmen sinkt, was zuerst zu Sparprogrammen und später auch zum Abbau von Arbeitsplätzen führt. Dass Deflation und wirtschaftliche Rezession eng zusammenhängen, zeigt das Beispiel Japans – das Land steckt seit Jahren in der „Deflationsfalle“ fest. Dass die südeuropäischen Krisen-Staaten derzeit kaum unter Inflation zu leiden haben, ist zunächst wenig überraschend. Strukturreformen, öffentliche Sparprogramme und die Kaufkraft der Bevölkerung haben viele Produkte und Dienstleistungen verbilligt. Eine möglichst niedrige Inflation ist hier ein wichtiger Wettbewerbsfaktor. Im gesamteuropäischen Maßstab kann diese Konstellation für einige Länder auch gegenteilige Folgen haben. Um das europäische Inflationsziel von rund zwei Prozent zu halten, könnte die Inflation in wirtschaftlich starken Euro-Ländern aus Sicht vieler Ökonomen auf bis zu drei Prozent ansteigen.

In Deutschland – einem der europäischen Spitzenkandidaten für diesen Trend – ist davon bislang allerdings nichts zu spüren. Im August lag die Inflation hierzulande bei 1,6 Prozent, im September nach den vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes nur noch bei 1,4 Prozent.

Das Risiko einer Deflation – bisher zu stark ignoriert?

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, warnt vor diesem Hintergrund davor, das Risiko einer Deflation zu stark zu ignorieren. Handlungsbedarf der Europäischen Zentralbank im Hinblick auf eine drohende Deflation sei bis auf weiteres zwar nicht gegeben. Viele Finanzmarkt-Experten und aktive Player bewerten die Wahrscheinlichkeit einer Deflation jedoch derzeit höher als die einer rasant steigenden Inflation. Fratzscher erinnert in diesem Zusammenhang an die Auswirkungen der Lehman Brothers-Insolvenz. In den ersten Monaten danach sanken die Preise weltweit in den Keller, im Juni 2009 erreichte die Inflation in der Euro-Zone ein Rekordtief von 0,6 Prozent. Die EZB hatte in der damaligen Deflation Schwierigkeiten, das europäische Inflationsziel von zwei Prozent abzusichern. Inzwischen verfüge sie durch das Anleihen-Kaufprogramm Outright Monetary Transaction (OMT) allerdings über ein Instrument, um deflationäre Tendenzen oder einen Super-Crash in der Euro-Zone aufzufangen. Fratzscher sieht das OMT vor diesem Hintergrund als einen wichtigen Garanten von Preisstabilität.

Unter Wirtschaftswissenschaftlern ist das Programm allerdings umstritten. Demnächst wird es auch Gegenstand eines Urteilsspruchs der Karlsruher Verfassungsrichter sein, die derzeit prüfen, ob die theoretisch unbegrenzten Anleihe-Ankäufe aus den EU-Krisenländern tatsächlich durch das Mandat der EZB gedeckt sind. Wie sich die verschieden Szenarien auf die Geldanlage auswirkt, sollten man am besten mit einem bankenunabhängigen Honorarberater besprechen.

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