Die Deutsche Bank AG wird demnächst vom Briten John Cryan geleitet. Dem Aufsichtsrat kommt Cryan als Nachfolger von Anshu Jain genau richtig, denn der Brite hat sich bereits als Sanierer bestätigt. Mit ihm könnte es einen neuen Anfang ohne totale Revolution geben.
Der weitgehend unbekannte John Cryan
Die Medien konnten mit dem Namen Cryan bis vergangenen Sonntag wenig anfangen. Der Engländer sorgte nur einmal für Schlagzeilen, im Frühjahr 2014 wurde über seine Kandidatur zur Führung der Deutschen Bank spekuliert. Die Deutsche Bank sah in ihm einen schnell verfügbaren Nachfolger für den Fall, dass der derzeitige Amtsinhaber in Schwierigkeiten kommen könnte. Der Ernstfall trat in den vergangenen Wochen ein: Anshu Jain verlor in der Öffentlichkeit ebenso entscheidend Vertrauen wie bei den großen Investoren des Hauses. Die Deutsche Bank ließ ihn gehen und bestimmte John Cryan zum Nachfolger. Der Zeitpunkt des Führungswechsels und die Wahl des unbekannten Briten sagen viel zur weiteren Vorgehensweise der Deutschen Bank aus.
Personeller Neuanfang
Aufsichtsratschef Achleitner holt sich einen Mann ins Boot, der einen Neuanfang sucht, ohne die Deutsche Bank im Bezug auf ihren Börsenwert von 38 Milliarden Euro zu gefährden. Als Vorzug Cryans wird in diesem Zusammenhang gesehen, dass er vor seiner Wahl in den Aufsichtsrat 2013, nichts mit der Bank zu tun hatte. John Cryan stieg 1987 bei Warburg ins Bankgeschäft ein, 1992 folgte ein Job bei der Schweizer USB-Bank, zwischen 2011 und 2014 fungierte er als Repräsentant des Singapur-Staatsfonds Temasek. Die Deutsche Bank muss sich mit enormen Altlasten auseinandersetzen. Der neue Chef kann diese unbelastet wie kaum ein anderer angehen.
Kurswechsel bei der Deutschen Bank
Die Deutsche Bank entschied sich 2012 mit Jain und Fitschen für eine Doppelspitze mit langjähriger Führungserfahrung. Beide Manager bekleideten bei der Bank lange Zeit hochrangige Posten und sollten als Chefs alles anders machen als in den Zeiten von Ackermann. Mit Anshu Jain kam jedoch ein Investmentbanker zum Zuge, dessen Sparte zahlreiche Skandale wie beispielsweise die Manipulation von Referenzzinsen provoziert hatte. Jain kann bis zur Gegenwart keine direkte Beteiligung nachgewiesen werden, doch seine moralische Glaubwürdigkeit wurde entscheidend erschüttert, als die Aufsichtsbehörden ihm Behinderung der Aufarbeitung des Libor-Skandals vorwarfen.
John Cryan hat bereits bei der UBS-Bank aufgeräumt
Cryan arbeitete bei der USB-Bank als Finanzvorstand, er strich in dieser Position die Bank-Bilanzen zusammen und führte das angeschlagene Institut aus der Krise. Aufsichtsratschef Achleitner sieht in ihm den richtigen Mann zum perfekten Zeitpunkt. Außerdem hat John Cryan noch einen Vorteil: Er spricht, anders als sein Vorgänger Jain, verständliches Deutsch. Zukünftig können wir vom Autor ein kurzes, stark herausgehobenes Zitat einfügen. Wenn wir nichts Gegenteiliges hören, werden wir nachfolgende Zeilen einarbeiten:
Endlich ein Banker ohne Deutsch Bank Altlasten an der Spitze.