Bei der Geldanlage entwickeln seit den letzten Jahren immer mehr Anleger ein Bewusstsein für nachhaltiges Investieren. Diesen Trend haben auch die Anbieter erkannt und bedienen zunehmend diesen Umweltgedanken, doch vieles davon sind noch Lippenbekenntnisse und damit Mogelpackungen. Auch jeder, der sein Geld anlegt, sollte sich überlegen, welche Motivation ihn beim Investment antreibt und wie er authentisch anlegen kann. Dabei lassen sich drei klare Anlegertypen herauskristallisieren.
Rund 80 Prozent der Deutschen möchten laut einer Umfrage mit ihren Investitionen gerne auch Nachhaltigkeitsziele berücksichtigen. 269 Milliarden Euro flossen laut dem Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) im Jahr 2019 hierzulande in nachhaltige Anlageprodukte. Das entspricht zwar nur rund fünf Prozent des Gesamtmarkts, doch der Anteil stieg im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Viertel. Diese Tendenz ruft auch viele Anbieter auf den Plan, die in erster Linie ihren Gewinn sehen und es mit der tatsächlichen Umsetzung ihrer Versprechungen nicht so genau nehmen. Sparer mit guten Absichten haben es hier leider nicht einfach.
Deshalb ist es sinnvoll, sich zunächst einmal ehrlich mit den eigenen Absichten bei der Geldanlage auseinanderzusetzen. Bevor wir zu den drei Anlagetypen kommen, sollten Sie sich fragen, inwieweit Sie sich tatsächlich der Nachhaltigkeit verpflichtet sehen oder ob die Rendite und Sicherheit nicht doch die treibenden Faktoren sind. So ehrlich dürfen Sie sich dann auch um die Auswahl der Produkte kümmern.
Liegt einem die Nachhaltigkeit wirklich am Herzen, gilt es, sehr gut zu recherchieren, denn nicht überall, wo „Nachhaltigkeit“ draufsteht, ist auch Nachhaltigkeit drin. Viele vermeintlich grüne Anlageprodukte sind lediglich sogenanntes „Greenwashing“ – hinter der Fassade finden sich dann aber oft Strukturen der Gewinnoptimierung wieder. Diese sind für Investoren jedoch unmöglich zu überprüfen. So erhält man manchmal neben dem vorgetäuschten Umweltaspekt auch eine schlechte Rendite und muss im schlechtesten Fall auch noch erhebliche Risiken in Kauf nehmen.
Leider gibt es bis heute keine gesetzlichen Vorgaben für nachhaltige Investments. Die mehr oder minder strenge Einhaltung der sogenannten ESG- oder SRI-Kriterien ist eher ein hehres Ideal als konkret überprüfbares Ziel. ESG steht dabei für „Environmental, Social, Corporate Governance“, also für Umweltschutz, faire Arbeitsbedingungen und transparente Unternehmensführung. Hinter SRI verbirgt sich „Socially Responsible Investment“: ressourcenschonendes und verantwortungsvolles Anlegen. Begriffe, die gut klingen, aber keinerlei Festlegung der Anbieter erfordern.
Zudem muss man sich realistisch fragen, welche „gute“ Wirkung die Investition in grüne Geldanlagen tatsächlich hat. Banken und Fondsgesellschaften bemühen sich gerne um den Eindruck, die angebotenen Produkte würden den Umbau zu einer nachhaltigeren Wirtschaft und Gesellschaft fördern. Dies darf jedoch durchaus bezweifelt werden, denn in der Realität klafft zwischen der guten Anlegerintention und der tatsächlichen Nachhaltigkeitswirkung noch immer eine große Lücke. Als nachhaltig beworbene Geldanlagen führen nicht automatisch zu mehr Nachhaltigkeit. Zu diesem Fazit kommt ein Gutachten der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Marco Wilkens und Prof. Dr. Christian Klein im Auftrag der Verbraucherzentrale (vzbv).
Schließlich gibt es genügend Anleger, die kein Interesse daran haben, den grünen Anspruch zu verwirklichen, sondern vor allem an hohen Renditen orientiert sind. Und diese Nachfrage bedienen sogenannte Sündenfonds, in die gleichzeitig viel Geld fließt, weil sie den Anlegern gute Gewinne versprechen. Dass damit in Rüstungsindustrie, Alkohol- und Tabakproduzenten, Glücksspielanbieter oder Unternehmen mit extrem hohem CO 2-Ausstoß investiert wird, ist für die Zielgruppe eher nebensächlich.
Solange die Anbieter und Manager von Fonds den Nachhaltigkeitsgedanken noch nicht wirklich leben, sondern aus Renditegründen anderen Produkten den Vorzug geben oder diese in der Fondsauswahl übergewichten, verändert sich auch nichts Wesentliches bei den grünen Anlagen. Manche große Fondsgesellschaften handeln geradezu schizophren, indem sie gleichzeitig grüne und traditionelle Fonds mit höherem Anteil nicht nachhaltiger Unternehmen verkaufen – beide natürlich mit hohen Einmal- und fortlaufenden Kosten und Provisionen.
Also müssen die Anleger den eigenen Antrieb bei der Geldanlage verstehen und für sich selbst klare Entscheidungen treffen. Solange jeder Einzelne sein Verhalten nicht ändert, bleibt es bei Lippenbekenntnissen, und solche Anlagen haben den Charakter eines Ablasshandels, bei dem vor allem andere verdienen. Es ist viel wirksamer, durch bedachtes Einkaufen und Konsumieren Nachhaltigkeitsdruck aufzubauen, da unser Einkaufsverhalten die Unternehmen stark und direkt beeinflusst. In bürgerschaftlichen Projekten beispielsweise, bei denen eine Gemeinschaft konkrete grüne Projekte gemeinsam finanziert, ist eine Nachhaltigkeitswirkung sicher gegeben.
Es ist besser, ehrlich zu sich selbst zu sein und an der richtigen Stelle Gutes zu tun. Bei der Geldanlage lassen sich die Anleger in drei klare Typen unterteilen. In diesem Bewusstsein lassen sie sich auch ohne Weiteres untereinander kombinieren.
Geldanlage ohne jegliche Priorität eines grünen Anspruchs
Man ist sich dessen bewusst, dass die Nachhaltigkeit anders umgesetzt werden muss, und legt sein langfristig entbehrliches Geld stattdessen allein nach unbestrittenen wissenschaftlichen Erkenntnissen an: kostenarm, transparent und möglichst breit auf unterschiedlichste Anlageklassen verteilt. Diese Vorgehensweise gelingt mit ETFs und Indexfonds einfach und beinhaltet ganz zwangsläufig auch viele nachhaltige Unternehmen. Zusätzlich kann man jederzeit für Nachhaltigkeitsprojekte spenden, nachhaltig konsumieren und den persönlichen Lebensstil anpassen, wenn man möchte.
.„Ein bisschen grün“ anlegen
Wer eine gute Mischung wünscht, kann nachhaltige ETFs und Indexfonds wählen, die nur geringfügig teurer sind als herkömmliche ETFs und die schlimmsten Bösewichte herausfiltern – auch als „hellgrün“ bezeichnet. Diese Kategorie bietet sowohl das gewünschte gute Gefühl als auch eine kostengünstige große Anlagevielfalt zur Risikostreuung. Vorsicht jedoch vor Konzentration auf einzelne Branchen mit behauptetem Nachhaltigkeitsanspruch wie Bildung, Wasserstoff, Solarenergie oder hoher Diversität. Damit stachelt man nämlich eine Branchenwette an und verletzt den Grundsatz der Risikostreuung.
Mit dem Geld Gutes tun
Überzeugte Anhänger nachhaltiger Konsum- und Lebensweise finden Kapitalanlagegesellschaften mit grünen Investmentfonds, deren Nachhaltigkeitsanspruch wirklich verankert ist. Diese Gesellschaften weisen sehr transparent nach, wie das angelegte Geld investiert wird und welchen Branchen diese Mittel zugutekommen. Das Problem der Gegenwetten durch Sündenfonds bleibt aber ungelöst. Auch die Kosten sind gegenüber ESG/SRI-Indexfonds um ein Vielfaches höher, die Diversifikation ist deutlich geringer, da in viel weniger Einzelwert investiert wird. Dies führt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zu weniger Rendite und zu einem höheren Risiko.
Die Werbeaussage „Geldanlage mit gutem Gewissen, ohne auf Rendite und Sicherheit zu verzichten“ sollte kritisch gesehen werden. Eine Fokussierung auf einzelne Branchen oder Unternehmen birgt in der Regel auch höhere Risiken und geringeren Ertrag, schon allein deshalb, da die Fonds für die Zielgruppe PURISTEN zum Teil laufende Kosten von 2 Prozent pro Jahr haben im Vergleich zu 0,25 Prozent pro Jahr bei Indexfonds. Dies ist nicht schlimm, man muss es nur vorher wissen. Anleger, die sich die Auswahl nicht selbst zutrauen, sollten sich an einen unabhängigen Finanzberater wenden, der keinen Interessenkonflikten unterliegt. Berater bei den grünen Bankhäusern, wie beispielsweise Triodos Bank oder GLS Bank, aber auch nachhaltige Finanzvermittler bekommen für die Produktevermittlung Provisionen und unterliegen dadurch massiven Interessenkonflikten. Dies ist im eigentlichen Sinne auch nicht nachhaltig.
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