Die Zeiten der Nullzinspolitik sind nicht nur für Anleger eine Herausforderung, auch unabhängige Finanzberater und Vermögensverwalter bekommen die Verunsicherung zu spüren. Gefühle und Ängste wollen berücksichtigt werden.
Sie müssen derzeit vor allem zuhören: Finanzberater und Vermögensverwalter sehen sich zunehmend mit den Emotionen ihrer Kunden konfrontiert. Die Beratungen müssen ein anderes Niveau erfüllen – und das liegt nicht am Kundenverhalten. Grundsätzlich hat sich das Verhaltensmuster der Anlagekunden nicht verändert.
Panik und Gier – zwei schlechte Rategeber
Die psychologischen Muster begründen ein Wechselbad von Panik und Gier. Allerdings ist das Umfeld für Anlagekunden ein ganz anderes geworden: Zwischenzeitlich muss wohl von einem zinslosen Risiko gesprochen werden, das Zinsniveau bleibt weiterhin niedrig. Das wiederum zwingt eigentlich konservative und vorsichtige Anleger dazu, höhere Risiken einzugehen, um überhaupt noch ein Plus unter dem Strich zu erzielen. Dieser Kompromiss zwischen Volatilität und extremem Sicherheitsbedürfnis darf zu Recht als echte Herausforderung für die Vermögensverwaltung angesehen werden.
Dabei verbuchen private Anleger auf eigene Faust eher selten echte Erfolge. Entweder setzen sie ihr bisheriges Anlageverhalten fort und bleiben den Aktienmärkten fern oder sie konzentrieren sich auf bevorzugte Märkte und Themen, was die Risikostreuung beeinträchtigt. Aber auch Ungeduld und schlechtes Timing bei Verkäufen schmälert die Gewinne. Hier spielt die permanente Informationsflut eine wichtige Rolle, denn auch Privatanleger können rund um die Uhr aktuelle Nachrichten zu Wirtschaft und Politik verfolgen.
Alte Fehler vermeiden
Daraus folgt aber oft genug eine nicht angebrachte Emotionalität, Kurzsichtigkeit und Wankelmut. Darüber hinaus bilden sich Anleger zwar in puncto Finanzmarkt weiter, verlassen sich aber zu oft auf ein Basiswissen, das für die komplexen Märkte nicht mehr ausreicht. Konnten sie nach 2009 fast in jedem Fall Geld verdienen, hat das zu einer falschen Wahrnehmung seiner eigenen Kompetenzen und Erfolge verleitet.
Hier sollten nach wie vor Profis eingeschaltet werden, die allerdings bis zu einem bestimmten Grad auch pädagogisch agieren sollten: Es bringt nichts, immer einer Meinung mit seinem Kunden zu sein. Hier ist Mut zum Widerspruch gefordert, aber auch der Hinweis, noch einmal alle Aspekte aufzugreifen und zu reflektieren. Wenn Kunden danach wirklich überzeugt sind und nicht einfach überredet oder bestätigt wurden, dann verdient eine Anlageberatung auch diese Bezeichnung.