ETFs gelten allgemein als bewährtes Mittel in der unabhängigen Vermögensverwaltung, um passiv und diversifiziert in bestimmte Märkte oder Anlageklassen zu investieren. Dabei wird jedoch oft übersehen, dass die Entwicklung und Vermögensverwaltung eines ETFs, der einen Index abbildet, zahlreiche aktive Entscheidungen erfordert. In der Praxis treffen Indexanbieter viele Entscheidungen, die sich erheblich auf die Merkmale und Renditen der von ihnen erstellten Benchmarks auswirken.
Tatsächlich weichen Indizes, die dieselbe Anlageklasse abbilden, oft in ihrer Performance voneinander ab. Eine aktuelle Studie „Von wegen passiv: Indizes sind das Ergebnis aktiver Entscheidungen“ zeigt beispielsweise, dass die Renditen von US-Small-Cap-Indizes über einen Zeitraum von 20 Jahren bis 2023 stark variieren (siehe Abbildung 1). Die Differenz zwischen der höchsten und der niedrigsten jährlichen Rendite betrug im Durchschnitt 4,9%, in manchen Jahren lag sie jedoch deutlich höher. So trennten in den Jahren 2009 und 2021 die besten und schlechtesten Indizes mehr als 10%.
ABBILDUNG 1 Welcher US Small Cap Index ist passiv?
Jährliche Renditen (%), 2004 bis 2023
Solche großen Abweichungen sind charakteristisch für aktive Vermögensverwalter und weniger für Indizes, die scheinbar passiv eine bestimmte Anlageklasse abbilden. Diese Renditeunterschiede beschränken sich jedoch nicht nur auf Small-Cap-Indizes, sondern sind auch bei Indizes zu finden, die den gesamten US-Markt abdecken sollen. Wie unsere Analyse zeigt, lag die jährliche Renditedifferenz zwischen den Indizes vier verschiedener Anbieter marktweiter US-Benchmarks in den letzten 20 Jahren zwischen 0,2% und 3,2%, im Durchschnitt bei 1%.
Diese Unterschiede verdeutlichen, dass es keine einheitliche Methode zur Definition eines Marktes gibt. Laut dem Investment Company Institute gehen mit der Strukturierung und Verwaltung von Indizes zahlreiche Annahmen, Eingangsdaten, Regeln und methodische Entscheidungen einher. Indexanbieter müssen unter anderem entscheiden, welche Wertpapiere und Länder in den Index aufgenommen werden und wie diese gewichtet sind.
Versteckte Kosten
Indexfondsmanager und ETF-Anbieter werden häufig daran gemessen, wie genau sie ihren Zielindex nachbilden. Allerdings verrät der Tracking Error eines Fonds nicht, welche Auswirkungen die methodischen Entscheidungen der Indexanbieter haben. Wenn es im Index zu Abweichungen kommt, kann der Fondsmanager den Index zwar exakt replizieren, doch die Opportunitätskosten werden in einem niedrigen Tracking Error nicht sichtbar. Beispielsweise kaufen Aktien-ETFs häufig zum Preis der Indexaufnahme, doch wenn der Indexanbieter bis zum Rebalancing wartet und mehrere Monate vergehen, entgehen dem ETF mögliche Renditen. Ebenso kann ein Anbieter eine Aktie später in den Index aufnehmen als seine Mitbewerber, was sich ebenfalls auf die Performance des Fonds auswirken kann.
In gewisser Weise lagern die Vermögensverwalter von Indexfonds bzw. ETFs, die vor allem einen niedrigen Tracking Error anstreben, die Verantwortung für die Portfoliozusammenstellung an den Indexanbieter aus. Diese Anbieter sind jedoch in der Regel unabhängige Dritte und keine Treuhänder. MSCI erklärt dazu, dass ihre Rolle als Indexanbieter darin bestehe, unabhängige, regelbasierte Informationen für Marktteilnehmer zu liefern, was im Widerspruch zu treuhänderischen Pflichten stehe. Auch S&P Dow Jones betont, dass Indizes entsprechend ihrer Regeln entwickelt werden und nicht auf die Ziele einzelner Investoren zugeschnitten sind.
Fazit
Eine „100 Prozent“ Lösung für den Aufbau einer breit gestreuten Vermögensverwaltung gibt es also nicht. Anleger sollten daher nicht nur das reine Index-Tracking im Blick behalten, sondern auch die Entscheidungen der Indexanbieter genau prüfen. Wie bei jeder Anlagestrategie gilt: Auch bei ETF basierten Vermögensverwaltungen sollten Investoren abwägen, ob die Entscheidungen der Anbieter mit ihren eigenen Zielen übereinstimmen und zur Erreichung dieser beitragen.
Wenn Sie sich für ETFs und deren Einfluss auf die Vermögensentwicklung interessieren, ist es entscheidend, die aktiven Entscheidungen hinter den Indizes zu verstehen. Unsere Experten unterstützen Sie dabei, die richtigen ETF-Strategien zu entwickeln, die zu Ihren individuellen Zielen passen. Vereinbaren Sie jetzt ein unverbindliches Beratungsgespräch und profitieren Sie von professioneller Beratung für eine optimal diversifizierte und erfolgreiche Anlagestrategie!
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