Viele Anleger vermuten, dass die Investmentwelt von politischen Entscheidungen geprägt wird. Experten sehen diese Ansicht jedoch als stark verkürzt an, denn obwohl die Finanzmärkte immer wieder durch politische Ungewissheiten steuern, prägen überwiegend belastbare Fakten die Notierungen.
Sie konnten dies vor Kurzem beim britischen Abschied aus der EU klar erkennen. Im Vorfeld des Referendums warnte die konservative Regierung die britischen Wähler vor einer Rezession, sollten sie sich für den Brexit entscheiden. Naturgemäß löste das Ergebnis zunächst große Ängste unter den globalen Investoren aus, die Notierungen von Aktien und Währungen sanken bei Bekanntgabe dramatisch. Es sollte mehrere Tage dauern, bis realistische Fakten den Trend stoppen und teilweise wieder umkehren konnten.
Es ist nie die Politik allein
Sie können sich anhand der Jahre, in denen ein amerikanischer Präsident gewählt wurde, überzeugen, dass die Politik nur begrenzten Einfluss auf die Entwicklung der Werte an den Finanzmärkten hat. In den Jahren zwischen 1928 und 2012 kam es 22 Mal zu Neuwahlen, wobei der S&P 500 bei jedem Ereignis eine unterschiedliche Performance zeigte. Lediglich vier Mal beendete er das jeweilige Handelsjahr im Minus, doch war dies niemals politischen Entscheidungen oder Wahlergebnissen geschuldet, sondern hatte nachgewiesen wirtschaftliche Ursachen.
Nehmen wir beispielsweise das Jahr 2000, welches die Finanzmärkte nicht, wie vielfach angenommen, aufgrund der Wahl des neuen Präsidenten G. W. Bush in Aufregung versetzte. Es war vielmehr die geplatzte Dotcomblase, also der Technologiecrash, welcher die Aktienmärkte erschütterte.
Noch deutlicher wird der Zusammenhang im Jahr 2008, als der S&P 500 das schlechteste Ergebnis aus sämtlichen US-Präsidentschaftswahljahren vorweisen musste. Das Marktbarometer sank damals um fast vierzig Prozent, aber nicht wegen der Wahl von Barack Obama zum US-Präsidenten. Der wirkliche Auslöser war die Lehman-Pleite, aus welcher anschließend eine globale Finanzkrise wurde.
Finanzmärkte unterliegen vielen Einflüssen
Natürlich möchten Marktteilnehmer sich stets rechtzeitig auf eintretende Veränderungen einstellen und fokussieren daher langfristig auch Richtungswechsel in der Politik. Wesentlich wichtiger ist allerdings das Alltagsgeschäft auf dem Parkett, und dies wird durch Wirtschaftsindikatoren, Trends bei Konsum oder Investment sowie Regulierungen mehr bestimmt als durch politische Entwicklungen.
Es ist daher nur eingeschränkt wichtig, welches Ergebnis beispielsweise die kommende Bundestagswahl hervorbringt, denn am Wahltag und danach könnten andere globale Ereignisse wesentlich größere Rollen spielen.
Was will Ihnen dieser Beitrag vermitteln?
Natürlich sollen Sie sich für Wahlen interessieren, denn sie sind ein Ausdruck gelebter Demokratie. Sie können aber nur schwer beurteilen, welche Auswirkungen Wahlresultate langfristig auf Ihre Entscheidungen als Anleger haben.
Dabei sollten Sie sich ausschließlich von Ihren Zielen, Ihrer Risikobereitschaft und Ihrem Anlagehorizont leiten lassen. Darüber hinaus gilt es, die Portfoliostruktur kostengünstig und breit diversifiziert auszurichten. Sollten Sie ungeachtet aller vorgetragenen Argumente aufgrund politischer Veränderungen verunsichert sein, helfen wir Ihnen gerne, bei der optimalen Portfoliogestaltung.